Gedichte (1999 - 2005)

rotberockt

rotverführt und rotvernascht
rotverschreckt und überrascht
rotverehrt und rotverachtet
rotbedeckt und rotumnachtet
rotgebrochen rotverdichtet
rotweiß ist mein haar gelichtet
rotverbunden rotverschworen
rot bis über beide ohren

rotverschlungen rotverschwiegen
rotverhangen rotgeblieben
rotgefallen rotbetrauert
rotvergessen rotummauert
rotberockt und rotverlacht
rot ist meine narrentracht
rotgewonnen rotverloren
rot bis tief in meine ohren

rotverrraten rotgeschieden
rot ist immer rot geblieben

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in der mittagssonne

1
inmitten
ihrer worttiraden
versöhnte mich
ein hundeblick
und ich verließ
die leine nicht

2
in der mittagssonne
bläht sich das ärgernis
in meinem bauch
zum aphorismus auf

3
das haar
das aus mir wächst
ist nicht das leben
das haar das mich verläßt
ist nicht der tod

4
ich
bin der umweg
auf dem wege
zu mir

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im wasser

im wasser liegt ein totes gestern
in sand gemeißelt ein poem
darüber breiten fromme schwestern
ein flüstern aus dem ehedem

ein mattes licht tritt aus dem schatten
in einen sarg aus lügenholz
es fächelt im revier der ratten
den aufgebahrten mannesstolz

das feuer trägt die angst der mauern
durch diese tage des warum
ich sehe mich im nachtwind kauern
und drehe jede antwort um

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lanzarote 2

schwarz und weiß und innen rot
ja und nein und doch dazwischen
himmelhöllelebentod
wenn die grenzen sich verwischen
mag vielleicht es daran liegen
daß die sehkraft langsam schwindet
und vom spiegelbild verschwiegen
uns der faltenwurf verbindet

schwarz und weiß und innen rot
glühend noch und schöpfungstrunken
doch ich steh im parkverbot
und vineta ist versunken

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zur lage der person

angesichts der angesichte
hör ich deine stimme nicht
und die summe der gewichte
schlägt dem tagtraum ins gesicht

angesichts der oberweiten
auf dem campus im revier
möchte ich mit freunden streiten
über impotenz und bierp

angesichts der tagesfluchten
und des lebens im quadrat
pfeife ich auf rosenzuchten
und ein dasein im spagat

angesichts der überfülle
die im kopf den stau erzeugt
platze ich aus meiner hülle
bis mein kreuz mich niederbeugt

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Weißpelz

für Julchen, meinen Hund (1980 bis 1997)

Weißpelz
die Nase tief im grauen Schnee
Ich deute deine Rückenlinie
folge deiner Vielbeinigkeit
den Zaun entlang
Suche
nach dem Durchschlupf
zwischen Strauch und Gras
Morse
an die Fensterscheibe
dass ich warte auf dich
kleine Wärme
hinter dem Türspalt
in den du deine Nase bohrst
mich freudig grüßt
wie nach langer Trennung

Beim Erwachen
im Schleier des Morgens
dein Gesicht
drei schwarze Punkte nur
Wachst
über meinen Traum
der in den Tag tritt
Angsttrümmer herüberholt
in die Schwärze des Morgens
den du heller machst

(1987)