Kurzprosa

Edeltanne, einsfünfzig, Etagenbaum...

„Denk an den Baum!“ sagte die Liebste beim Frühstück.
„Ich denke an nichts anderes!“ seufzte ich.
„Denk dran: Edeltanne. Nicht höher als einsfünfzig. Und schöne Etagen, bitte!“
„Ich denke, heute ist Heiligabend!“ murmelte ich in die Kaffeetasse hinein.
„Eben! Heute sind die Bäume am billigsten!“
„Und die Auswahl am kleinsten! Dass du ausgerechnet am Weihnachtsbaum sparen musst!“
„Quatsch nicht, halt dich ran!“ sagte sie. „Und komm bloß nicht ohne Baum zurück!“ Sie klimperte mit dem Autoschlüssel. „Nimm die Straßenbahn! Den Wagen brauche ich! Du weißt ja, der Karpfen...“
Und dann stand ich vor jener Baulücke, die einmal jährlich als Christbaummarkt zu Ehren kam. Doch nichts erinnerte mehr daran, dass hier vor Tagen noch das Sauerland wogte.
„Edeltanne, einsfünfzig, Etagenbaum!“ Die Liebste kannte keine Gnade.
Die dritte Station verhieß Hoffnung. Ein Hinterhof im Halbdunkel. Ein Dutzend trister Mülltonnen. Ein halbes Dutzend Fichten. Die letzten der Mohikaner. Elendsgeburten. Tannenbaum-Karikaturen.
Davor eine breite Front männlicher Gestalten. Zehn vielleicht. Fünfzehn... Schweigend. Bewegungslos die Armseligkeit fixierend.
In meinem Kopf der Liebsten Stimme: „Edeltanne, einsfünfzig, Etagenbaum!“ In meinem Bauch eine Wut, die mir Entscheidungskraft verlieh.
Ich drängte mich hindurch, schnappte mir den erstbesten Baum und präsentierte ihn dem vermummten Händler.
„Den hier!“
Zwei Worte, die Erstaunliches bewirkten.
In einem dichten Knäuel urplötzlich wild entschlossener Männer schienen sich die restlichen Bäume aufzulösen. In Sekunden verwandelten sich friedliche Familienväter in brüllende Kampfstiere und traurige Tannenbäume in handliches Tannengrün.
Mein Bäumchen quälte sich indes durch einen Blechtrichter in ein grobes Netz. Wahrlich kein Baum von der Stange. Eher eine amorphe Stachelkugel. Doch ein Kunstwerk an Verpackung.
Ich verließ das Schlachtfeld der letzten Chance und schleppte meine Beute zur Straßenbahn.
LINIE 2 zum ersten.
Die Türen öffneten sich. Die Türen schlossen sich.
Auf dem Bahnsteig eine Mauer geduldig Wartender.
LINIE 2 zum zweiten, zum dritten, zum vierten...
Welch ein Freudentag für die Bilanz der Stadtwerke.
Die fünfte Bahn nahm mich auf. Nahm uns auf!
„Sie zahlen für zwei Personen!“ sagte der Schaffner mit einer Stimme wie ein Fallbeil.
Ich quetschte uns zwischen die murrenden Fahrgäste, suchte nach einem Halt und fand ihn über mir. Für Augenblicke schien alles wohl geregelt.
Nur in meinem Kopf hämmerte es: „Edeltanne, einsfünfzig, Etagenbaum!“
Dann geschah es: Der Straßenbahnfahrer fluchte. Die Bahn bremste abrupt. Die Fahrgäste torkelten durcheinander.
Ich ließ den Baum los, griff mit beiden Händen ins Leere und fiel doch nicht. Wohin auch?
Die Katastrophe draußen schien abgewendet.
Die Katastrophe innen ereignete sich in diesem Augenblick.
Der Baum befreite sich. Mein Baum! Ein trockener Knall. Das Netz zerriss. Die Zweige schnellten auseinander, suchten die Lücken zwischen den Fahrgästen und fanden sie. Krakengleich.
„Meine Strümpfe!“ keifte eine Frau und boxte mir in die Rippen.
„Mein Gesicht!“ brüllte ein kleiner Junge, der plötzlich mitten in meinem Baum stand.
Über mich brach der Volkszorn herein.
Das „Raus-Raus-Raus-Raus-Raus“ wurde zum vielstimmigen, bedrohlich anschwellenden Chor.
„Nehmen Sie ihren Scheißbaum und verschwinden Sie!“ schrie der Schaffner.
Die Bahn hielt. Diesmal sanft und rücksichtsvoll.
Auch an dieser Haltestelle Menschen dichtgedrängt.
Ich tauchte hinein in den Weihnachtsbaum, versuchte den Stamm zu erreichen. Vergeblich!
Zu kurz die Arme, zu aggressiv die Äste.
Ich zerrte an den Zweigen.
Der Baum bewegte sich nicht. Er widersetzte sich, verkrallte sich unlösbar in Mäntel, Schirme, Einkaufstaschen.
Hoffnungslos.
Ich ließ den Baum los, stemmte mich gegen die hereindrängenden Fahrgäste, fand den Fluchtweg nach draußen. ließ Baum und Flüche hinter mir.
„Edeltanne, einsfünfzig, Etagenbaum!“
In sechzig Jahren das erste Weihnachtsfest ohne Baum.
Meine Gedanken schwankten zwischen Bahnhofsmission und Stammkneipe.
Ich entschied mich fürs Undramatische.
Und zwei Stunden später schwankte ich heimwärts.
„Ich bin der Weihnachtsbaum!“ würde ich der Liebsten sagen. „Schmück mich oder verbrenn mich!“
Dann stand ich vor unserer Haustür und wunderte mich, dass ich das Schlüsselloch nicht erreichte. Bis in meinem Kopf die Erkenntnis dämmerte:
Dort, angelehnt an die Haustür, stand mein Weihnachtsbaum. Nix Edeltanne, einsfünfzig, schöne Etagen, aber mein wundervoller Wunderbaum.
Und in meinem plötzlich glücksüberfluteten Gehirn formte sich die Frage:
„Hey Alter, hast du schon geklingelt?“
Doch es gibt Tage, an denen stellt man keine Fragen

aus dem neuen satirischen Weihnachtsbuch
„und wieder zieht das Elchgespann...“

Vineta versinkt nicht

Ich stehe auf der „Adener Höhe“. Auf der Kuppe des Berges, der aus der Tiefe wuchs. Hundertachtundvierzig Meter über dem Meeresspiegel. Wie nah scheint das Meer, dessen frische Brise durch die Münsterländer Bucht herüberweht. In den Berührungen des Windes spüre ich die Stäube eines langen Weges.

Strand und Pollenflug.

Ich hebe einen Schieferbrocken auf und zerteile ihn in meinen Händen. Wie oft habe ich Abdrücke von Farn und Schachtelhalm nach Hause getragen. Nun zerbröselt der Klumpen zwischen meinen Fingern. Verwittert schon in zwanzig Jahren, seitdem die Haldenbauer „fertig“ sagten...

Unter mir dichtes Gehölz. Schwarzerlen, Birken, Seidelbast. „Schnell wachsend und anspruchslos“, sagt der Botaniker. Die Natur hat sich durchgesetzt auf steinigem Grund.

Mein Pilzgang im Herbst ist ergiebig. Hallimasch und Birkenpilze. Auch Boviste, von Pilzsuchern meist verschmäht.

Doch hier oben bin ich selten. Der Weg herauf verdoppelt die Last der überflüssigen Pfunde.

In einer Silvesternacht stand ich hier inmitten vermummter Gestalten. In langem Fackelzug waren wir heraufgezogen, Bier und Korn im Marschgepäck. Der Zauber des Feuerwerkes über der Stadt rückte uns zusammen. Augenblicke der Verbrüderung um Mitternacht. Doch ich blieb allein zwischen den Grüppchen, in denen die Flaschen kreisten. Auf dem Heimweg schmerzten Füße und Gedanken.

Heute verschleiert der Dunst den Horizont. Nah nur das Münsterländer Grün jenseits der Lippe.

Einen Steinwurf entfernt ist „Schöpfungsalltag“. Truck um Truck entleert sich in die graubraune Gesteinswüste. Was die Kohlenwäsche ausschied, hier lässt es neue Berge wachsen. Doch das Material wird knapp. Der Bergbau zieht sich zurück aus dieser Stadt, die viel länger mit der Kohle plante.

Kostbar die Last des Wertlosen. Exportartikel früher, als Bergkamener Waschberge per Schiff den Weg nach Holland fanden. Begehrtes Material beim Polderbau. Nun fehlt es an der Quelle, um Reißbrettvisionen zu vollenden.

Quelle: „Vineta versinkt nicht. – Bergkamener Notizen über Wasser und Berge aus dem Nachlaß des Bergbaus“, erschienen in der Anthologie „Kreuz und quer den Hellweg“, hrsg. vom Westfälischen Literaturbüro Unna u.a., Klartext-Verlag 1999

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Bronzezeit oder: Kaminski lacht

Ich weiß nicht, warum ich so an diesem Kaffeehaus hänge?
Café Köhnig.
Mit "h" wie hoffnungslos. Der Service ist arrogant, der Kaffee miserabel.
Ich habe immer ausreichend Nescafé in der Tasche.
Fünf Portionen, auf die Fächer eines Pillendöschens verteilt.
Mein Kaffee-Reparaturset.
Unauffällig einsetzbar.
Betont unauffällig...
Immerhin wird so der Kaffee einigermaßen genießbar.

Das ist der Preis, den ich für die Gewohnheit zahle.
Dieser Tisch, dieser Platz, dieser Ausblick.
Draußen rollt das Leben im Drei-Minuten-Takt.
Das ist die Dauer der Ampelphasen direkt vor der Tür.
Dahinter ein Platz, ein Flohmarkt, ein Kaminski-Denkmal.
Kaminski lebensgroß, in Bronze.
Fragen Sie mich nicht, wer Kaminski war! Das weiß hier im Kaffeehaus auch niemand.
Aus diesem Stoff sind Identitätskrisen geschneidert. Das verlangt Mitgefühl. Und so habe ich Kaminski kurzerhand zum Schutzpatron der Kaffeehausliteraten ernannt.

"Susi, noch einen Kaffee bitte!"
Ich habe mich daran gewöhnt, dass sie mich keines Blickes würdigt und mir wortlos die Kaffeetasse vor die Nase tropft.

Doch die Hand, die jetzt den Kaffee zu meinem Tisch balanciert, ist mir unbekannt.

Ich hebe langsam den Kopf und begegne zwei grauen Augen. Ein Lächeln darunter. Ein Lächeln aus den Tiefen der Arktis.

"Darf ich mich zu Ihnen setzen?" fragt eine unerwartet melodische Stimme. Ich investiere eine einladende Handbewegung. Sie setzt sich. Sie, die kühle Vollkommenheit einer Schaufensterpuppe.

"Sind Sie neu hier?" Blöde Frage! Schließlich sehe ich sie heute zum ersten Mal.

Sie antwortet mit dem Hochziehen ihrer Augenbrauen, steht wieder auf und kehrt mit einem Cappuccino zurück. "Sie sind Stammgast hier!"

Ich nicke und überlege, ob ich den Kaffeeverstärker einsetze. - Ach, nein...

"Stammgast!" wiederholt sie. "Darüber müssen wir reden!"

"Wir? - Über mich?"

Ein Lächeln wirbt um Verständnis. "Nennen Sie mich einfach Barbara! Ich bin, sozusagen, Wirtschaftsprüferin..."

Sie passt nicht gerade in das Bild, das ich von einer Wirtschaftsprüferin habe. Habe ich eins?
"Wollen Sie überprüfen, ob ich meinen Kaffee bezahlen kann?"

Sie übergeht meine Frage und blickt auf einen Notizblock neben ihrer Tasse. "Sie sind täglich hier? Zwischen zehn und siebzehn Uhr? Für Sie ist dieser Tisch ständig reserviert?"

"Warum fragen Sie, was Sie ohnehin schon wissen?"

Ihr Blick verfolgt Susis Gang durch das Café.
"Was ich weiß,... was ich weiß, ist, dass sie ein Problem sind."

Das ist ein Hammer! Ich ein Problem? Ich, der treueste Gast, mit dem sich dieses drittklassige Kaffeehaus jemals schmücken durfte? Sie fährt eine lange, spitze Zunge aus und berührt damit das Sahnehäubchen auf ihrem Cappuccino. Ich, der diese tägliche Beleidigung, die sie Kaffee nennen, geduldig hinnimmt. - Ziemlich geduldig.

"Das Problem hat eine Hausnummer!" sagt sie. Und ich komme nicht umhin, ihre poetische Sprache zu bewundern.

"Hausnummer?"
"Zweitausendvierzig!" Sie blickt mir kühl in die Augen. "Euro! Monatlich!"

"Entschuldigen Sie, aber Sie sprechen in Rätseln" sage ich. "Wollen Sie mir einen Werbevertrag anbieten? Darüber können wir natürlich reden."

"Sie sind ein Scherzkeks! - Also: Ich habe den Nutzen Ihrer Anwesenheit für dieses Café hochgerechnet..."

"Da kommt was zusammen!" unterbreche ich sie. "Das Café lebt von mir!"

"Irrtum! Sie leben vom Café!" sagt die Frau, die ich nicht beim Vornamen nennen mag. "Sie kosten dieses Café monatlich über zweitausend Euro!"

Ich blicke über die Dame hinweg, hinüber zum Bronzedenkmal. Es scheint mir, dass Kaminski lacht, obwohl er mir den Rücken zudreht. "In welcher Währung rechnen Sie?"

Sie macht eine ärgerliche Handbewegung. "Hören Sie zu! Ich habe errechnet, dass jeder Stuhl in diesem Café einen Umsatz von mindestens 25,- Euro bringen muss. Täglich!"

Ich schaue mich um. "Zurzeit bringen gerade mal fünf Stühle Umsatz! Also, was habe ich damit zu tun?"

"Jeder Gast ist ein Wirtschaftsfaktor. Sie auch! Und Sie sitzen hier täglich sechs bis sieben Stunden zur besten Geschäftszeit und trinken drei bis vier Kännchen Kaffee." - - - Sie schenkt mir einen Augenaufschlag. "Sie müssen einen beneidenswerten Blutdruck haben... Also, also... rechnen wir mal vier Kännchen zu je drei Euro fünfzig. Das macht 14,- Euro plus Trinkgeld, also, sagen wir, 15,- Euro täglich. - Können Sie mir folgen?"

"Reden Sie weiter!"
"Sie belegen hier täglich einen Vierertisch, anstatt sich mit einem der beiden Zweiertische zu begnügen, - dahinten in der Ecke..."

"Ich arbeite hier!" widerspreche ich. "Ich brauche Platz - und Licht" Sie nickt. "Genau! Sie ziehen aus diesem Café einen wirtschaftlichen Nutzen..... Zumal Sie sich erdreisten, hier Ihre mitgebrachten Brötchen zu verzehren."

Ich grinse und zeige hinüber zum Kuchenbüfett.
"Möchten Sie meine Meinung über dieses Elend hören?"

"Nein danke! Ich komme nicht in Versuchung! - Aber ich bin noch nicht fertig. - Also, 85 Euro pro Tag. Knapp gerechnet. Auf sechs Tage umgerechnet macht das 510,- Euro mal vier Wochen, das sind 2040,- Euro. Kapiert?"

"Und was soll ich kapiert haben?"

"Das ist - sehr knapp kalkuliert - der Schaden, den Ihre sogenannte künstlerische Arbeit diesem Kaffeehaus monatlich zufügt. Das entspricht den Kosten für zweieinhalb Arbeitskräfte, die Sie hier mit einem Euro Trinkgeld täglich abspeisen. - Auf´s Jahr hochgerechnet...."

Ich schicke über ihre Schulter hinweg einen flehenden Blick zur Bronzestatue hinüber. ´Kaminski hilf!´
Er schickt mir einen Wutanfall.
"Es reicht! Ich bin ein angesehener Kaffeehausliterat! Eine Institution! Ein Werbefaktor!" brülle ich.

Sie lächelt nachsichtig. "Warum so laut? Die anderen Gäste schauen schon zu uns herüber!"

"O.k., o.k... Und was wollen Sie mir mit Ihrer so genannten Kalkulation sagen?"

"... daß sich dieses Café Ihren Besuch nicht mehr leisten kann! Sie treiben es in den Ruin! Es sei denn..."

"Es sei denn?" "Sie mieten diesen Tisch, sagen wir - zu einem monatlichen Mietsatz von zweitausend Euro. Das ist sehr entgegenkommend. Dafür können Sie diesen Tisch nutzen, wann immer Sie wollen. Sogar nachts! Sie bekommen natürlich einen Schlüssel."

"Hm, interessant! Und - könnte ich hier irgendwo schlafen? - Wissen Sie, ich müßte dann nämlich meine Wohnung aufgeben, und ich brauchte..."
"Ein Schlafplatz ist darin natürlich nicht enthalten...", unterbricht sie mich schroff.
"und ich brauchte", beharre ich, "ich brauchte an diesem Tisch einen Wasseranschluß und eine Steckdose!"
"Wasser? Steckdose? Wozu denn das?"
"Für meine Kaffeemaschine!"
"Macht hundertfünfzig zusätzlich. Im Monat. Für Strom und Wasser!"

Ein Sonnenstrahl fällt plötzlich auf meinen Tisch und zieht meinen Blick nach draußen.
Kaminski scheint mir zuzublinzeln.

Ich sitze plötzlich neben mir.  "Sie machen einen guten Job, Frau Wirtschaftsprüferin! Haben Sie weitere Vorschläge?"

Sie nickt. "Die Küche!  Sie könnten die Tischmiete - sagen wir mal - halbieren, wenn Sie halbtags der Küche zur Verfügung ständen. Sie können doch sicher Snacks zubereiten und - die Spülmaschine betätigen..!?"

"Und wann soll ich schreiben?"
"Halbtags! - Halbtags Küche, halbtags schreiben. Bleibt also Zeit genug, an Ihrer Unsterblichkeit zu basteln. Und Ihre Bronzetafel..."
"Meine Bronzetafel möchten Sie in die Küche hängen! Nicht wahr? Halbtags natürlich... Nein danke!"

Ich lasse eine Handvoll Münzen neben die Kaffeetasse klappern und schiebe den Stuhl zurück. "Ich bin ihnen sehr dankbar!"
"Sie danken mir? Wofür?"

Ich tauche einen Zeigefinger in meinen kalten Kaffeerest. "Sie haben mich von dieser Brühe erlöst."

"Und jetzt?" Sie schaut mir stirnrunzelnd zu, wie ich meinen Mantel von der Garderobe nehme. "Wie haben Sie sich entschieden?"

Ich lasse noch einmal meinen Blick durch das Café wandern.

"Sie haben mich überzeugt! Ich bin ein Wirtschaftsfaktor!"
Sie lächelt schief. "Und das bedeutet?"
"Das bedeutet, daß ich ab heute vielleicht - das Kaffee Kranzler ruiniere oder das Café Zwickmann... Oder..."
Mir schießt ein wahnsinniger Gedanke durch den Kopf.
"Können Sie mir Ihre wunderbare Kalkulation auch schriftlich geben?"
Sie nickt zögernd. "Warum nicht? Was, - was wollen Sie denn damit....?"

Ich brenne meine Augen in Ihren Eispanzer.
"Vielleicht, liebe, verehrte Barbara, kann ich damit die Kaffeehäuser in dieser Stadt überzeugen..."
"Überzeugen? Wovon?"

"Überzeugen, daß es sich für sie lohnt, mir ein monatliches Schutzgeld, - nein, sagen wir besser - ein Trostgeld zu zahlen..."
"Trostgeld?" Sie springt auf und greift sich in die Haare. "Sie, Sie werden doch nicht....?"
"Warum nicht? Man wird es sich etwas kosten lassen, wenn ich schweren Herzens darauf verzichte, Stammgast zu werden."

Ein neuer Gast tritt durch die Tür. Hinter ihm weht Gelächter herein.
Kaminski?

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