Dortmund - Lanzarote und zurück - Faxduelle
Gedichte an Egon - Poesie aus den Quellen des Alltäglichen

urlaub

die wunde seele baumeln lassen
den staub der wüste inhalieren
und ab und zu mal essen fassen
als lohn für´s meilenweit marschieren

die alten plätze neu entdecken
caesar manriques genius grüßen
die füße in die brandung stecken
und nicht für neuen ehrgeiz büßen

mit wolkenschatten träge ziehen
das salz in jeder brise schmecken
selbst vor der pflicht im koffer fliehen
und sich bei jedem gruß erschrecken

(lanzarote 2004)

bollerwagen

ich wollte gestern bollernd wagen
die heide und den wald zu fegen
so faßte ich bei kopf und kragen
den nachbarn - meines rückens wegen

der sollte für mich schnaps besorgen
und stellvertretend würstchen grillen
und auch den kater heute morgen
mit ekelhaftem milchshake stillen

denn wollte ich alleine bollern
blies meine liebste zur attacke
doch wenn im bauch die schnäpse kollern
dann hängt das elend in der jacke

so ließ ich dann den wodka fahren
und alles bier die prolos trinken
es ist gesetz in reifen jahren
noch vor dem schnaps dem weib zu winken

(nach vatertag 2004)

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phantom

dank für den gruß, ich las ihn spät
nach sechzehn stunden schwellenstoß
wenn dann der tag zu ende geht
zählt nur noch morpheus´ weicher schoß

das lächeln ist noch unlackiert
es ist noch müde, aber echt
das stoppelkinn wird nicht rasiert
heut macht mir niemand etwas recht

im hintern sitzt die nostalgie
und mich durchfließt der Weichselstrom
da irgendwo bin ich, ist sie,
die sturheit einer illusion

sieh, auch der pole nennt es "los"
hier trifft zusammen, was uns trennt
doch das phantom ist riesengroß
das mich aus alten träumen kennt

(2004, nach einer Rückkehr aus Krakau)

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astral

sieh, das glück lacht im kalender
sanftmut hängt im tannenbaum
und der krieg mit axt und ständer
stört den weihnachtsfrieden kaum

sieh, schon brauchst du winterreifen
jedes wort schmeckt salzbestreut
und wenn dich die hosen kneifen
wird die weihnachtsgans bereut

sieh, schon leuchtet dir ein lächeln
einer reibekuchenfee
statt den duft herbeizufächeln
sagt die inn´re stimme: GEH!

horch, es knackt dir im skelette
und der reim knirscht vor sich hin
der astralleib bleibt im bette
und gibt sich den engeln hin

(2003)

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amnesie.de.punkt

spät, sehr spät die gäste gingen
wein, geduld und luft verbraucht
und in unsern stühlen hingen
wir Gespenster, durchgeschlaucht

heute mit gebremster power
wird der tag zurechtgerückt
selten hat des gastmahls dauer
uns so kurz und klein gedrückt

reden wir nicht von den themen
kinder, krankheit, klopapier
jeder atemzug ein gähnen
als sie gingen, war es vier

ach, man findet immer wieder
rätselhaft die sympathie
und man kniet voll andacht nieder
vor der eignen amnesie

(2004)

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